Information bedeutet Planungssicherheit
Das Leben von mobilitätsbehinderten Menschen mit Zugänglichkeitsdaten zu vereinfachen: Das ist das Hauptziel des Vereins Sitios. «Daten zur Zugänglichkeit sind enorm wichtig», so Julian Heeb, welcher seit Geburt im Rollstuhl sitzt. Er hat uns erklärt, warum.
Die Reiseplanung als Hindernislauf
Julian Heeb ist gerne und viel unterwegs. Und doch merkt er: Mit seinem Rollstuhl fühlt sich die grosse, weite Welt oftmals wie ein Hindernislauf an. «Ich unternehme gerne Ausflüge und Reisen – trotz meiner Mobilitätsbehinderung.» Doch vor der Reise spielt die Planung für Julian eine ausschlaggebende Rolle: «Ich bin auf Informationen zur Zugänglichkeit von Gebäuden, öffentlichen Verkehrsmitteln, etc. angewiesen. Sonst macht das Reisen nur halb so viel Spass», meint er. In der Vergangenheit gab es für dieses Problem eine eher umständliche Lösung: «Den Telefonhörer in die Handnehmen oder eine E-Mail ans Hotel schreiben. Manchmal sind Informationen zu Zugänglichkeiten auf einer Buchungsplattform, wie zum Beispiel Booking.com ersichtlich.» Was einfach und naheliegend klingt, entpuppt sich in der Realität oftmals als Herausforderung: «Entweder, die Daten sind gar nicht verfügbar. Oder sie liegen zwar vor, aber sie sind sehr unstrukturiert. Das bedeutet, dass ich mir zuerst Gedanken machen muss, wie ich sie interpretiere – ohne zu wissen, ob die Interpretation dann überhaupt stimmt», so Julian.
Die Chancen der Digitalisierung sinnvoll nutzen
Zugänglichkeitsdaten schon vor dem Reiseantritt zur Hand zu haben, macht auch in Anbetracht von nicht beeinflussbaren Faktoren, wie zum Beispiel dem Wetter, Sinn. «Wenn es in Strömen regnet, bin ich sehr froh zu wissen, dass es vom Bahnhof nur einige Meter bis zum Restaurant sind, da es mir nicht möglich ist, einen Schirm zu spannen. Dann ist es auch sehr gut, wenn ich schon vorher weiss, ob das Gebäude für mich überhaupt zugänglich ist. Im schlimmsten Fall würde ich sonst im strömenden Regen vor einem Restaurant sitzen und müsste mich erst nach Alternativen umsehen. Bis ich was Passendes gefunden habe, bin ich dann bereits klitschnass und durchfroren, was sehr unangenehm ist.», meint Julian.
Gut also, dass sich der Verein Sitios gemeinsam mit Partner wie Pro Infimis, dem Verein AccessibilityGuide dem Verein Barrierefreie Schweizdiesem Problem angenommen und die App ginto ins Leben gerufen hat. Julian stimmt zu: «Es ist höchste Zeit für strukturierte, zugängliche Daten von jeglichen Gebäuden und Transportmitteln. Dank ginto komme ich schneller und einfacher an die für mich nötigen Informationen und die Daten sind vor allem leicht verständlich. So kann ich meine Ausflüge perfekt planen. Ohne ständiges hin und her telefonieren und dem Sammeln von verschiedensten Informationen und Daten.» ginto sei zwar nichts lebensveränderndes, doch es sei eine Lösung für ein weit verbreitetes Problem. «Denn nicht nur Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, sind froh um einheitliche Zugänglichkeitsdaten. Genau dasselbe gilt für Eltern mit Kinderwagen, Senior:innen und viele mehr», erläutert Julian. Was würde Julian also Personen empfehlen, die auf Zugänglichkeitsdaten angewiesen sind? Er lacht: «Einfach mal ausprobieren. Rückmeldungen an die Plattform geben, da sie noch in den Kinderschuhen steckt. Und ganz wichtig: Betriebe, die ihre Zugänglichkeitsinformationen noch nicht erfasst haben, motivieren, mitzumachen. Denn erst wenn möglichst viele Orte, Gebäude und Transportmittel erfasst sind, kann die App ginto ihr volles Potenzial ausschöpfen.»